Geschichte des Sommerlager KjG St. Rupert
Die Gründungsjahre des Zeltlagers (1976 bis 1980)
Der Zeltlager-Gründer Peter-Michael Pierro und Gründungs-Pfarrer Eugen Weber lernten sich in der Gemeinde St. Georg kennen, in welcher Eugen Weber Kaplan und Peter-Michael Pierro Jugendgruppen- und Zeltlagerleiter war.
Nach der Priesterweihe übernahm Eugen Weber die benachbarte Kirchengemeinde St. Rupert in Bad Cannstatt. Aus seiner Zeit in St. Georg kannte Eugen Weber das dortige Zeltlager und war von dieser Form der Jugendfreizeit begeistert. In St. Rupert gab es damals nur eine Hausfreizeit, die von Claudia Stanzl und Regina Rohrbach geleitet wurde. Eugen Weber konnte Peter-Michael Pierro für die Idee gewinnen, auch in St. Rupert ein Zeltlager aufzubauen.
Allerdings gab es in der Gemeinde weder Zelte, noch Zeltzubehör oder Zeltlagererfahrung, aber die Begeisterung und das Gottvertrauen waren groß – es würde schon „schief gehen“!
Ein geeigneter Zeltplatz wurde im Salltal bei Zweiflingen gefunden. Der in der Nähe gelegene Schießhof (ein Ferienhaus für Jugendliche) war glücklicherweise im gleichen Zeitraum noch frei und konnte für die weiblichen Teilnehmer angemietet werden. Damit gab es ein Zeltlager für die Jungen und die Hausfreizeit für die Mädchen (weiterhin unter Leitung von Claudia Stanzl und Regina Rohrbach) wurde in den Schießhof verlegt.
Glücklicherweise konnten aus anderen Gemeinden Zelte ausgeliehen werden, sodass das erste Lager mit vier Teilnehmerzelten und zwei kleinen Lagerleitungszelten 1976 durchgeführt wurde. Es gab noch kein Gemeinschaftszelt, das man auch bei Regen zu Programmpunkten mit allen Teilnehmern hätte nutzen können. Und da es auch noch kein Küchenzelt gab musste das Essen vom Schießhof über eine Entfernung von etwa acht Kilometern zum Zeltlager gebracht werden. Doch der Wettergott meinte es gut mit den Zeltenden, denn es regnete keinen nicht einen einzigen Tropfen!
Aus dieser Zeit stammt der „erste gemeinsame Abend“ am Mittwoch in der ersten Woche. An diesem Abend gab es das erste gemeinsame Programm für Jungen und Mädchen im Schießhof.
Die Anmietung des Schießhofes für das Jahr 1978 ließ sich nicht realisieren, deshalb wurden ab sofort auch die Mädchen in Zelten untergebracht. Getrennt durch den Hausbach – die Sall – gab es fortan zwei Zeltlager. Die dafür benötigte Ausrüstung (mehrere Gruppenzelte, ein Gemeinschaftszelt, ein Küchenzelt mit Einrichtung und ein Materialzelt) konnte durch höhere Darlehen von Privatpersonen finanziert werden.
Der Umzug ins Kessachtal (ab 1981)
Der Zeltplatz im Salltal stellte sich auf Dauer als nicht optimal und zu klein für die beiden mittlerweile gewachsenen Lager heraus. Ein neuer Zeltplatz musste her, und der sollte auch weiterhin in der Hohenlohe liegen. So machte sich Peter-Michael Pierro eines Nachmittags auf den Weg, ausgehend von Schöntal die Gegend nach einem geeigneten Zeltplatz abzusuchen.
Der Zufall führte ihn von Rossach hinab ins Tal nach Oberkessach, wo es ihm auf Anhieb gefiel. Der damalige Ortsvorsteher Erwin Heckmann war in seinem Gasthof „Engel“ schnell gefunden und von der Idee sofort begeistert, ein Zeltlager in der Umgebung zu haben. Obwohl der Gasthof sehr gut besucht war und trotz des Protestes seiner Frau Aloisia, sie mit der ganzen Arbeit allein zu lassen, machte sich Herr Heckmann umgehend zusammen mit Peter-Michael Pierro auf den Weg, die umliegenden Wiesen zu erkunden. Nach kurzer Zeit waren geeignete Flächen im Tal zwischen Ober- und Unterkessach gefunden. Zurück im Ort konnten mit den Eigentümern sofort Pachten vereinbart werden, da Herr Heckmann in seiner Funktion als Ortsvorsteher über beste Kontakte verfügte. Der Grundstein für ein Lager in Oberkessach war gelegt.
1981 – 2002
Im Kessachtal gab es ab 1981 dann zwei Lager – ein Jungen- und ein Mädchenlager, oder kurz JuLa und MäLa. Zwischen beiden Lagern lag eine Brücke über die Kessach, die jeder überqueren musste, der in eins der Lager wollte. Auf die Entfernung konnten die Jungen und Mädchen sich schon sehen.
Das erste Treffen zwischen den Lagern gab es ab sofort immer dienstags zum Programmtag „Heute-mach-ich-was-ich-will“. Der „erste gemeinsame Abend“ am Mittwoch mit seinen Spielständen ist uns erhalten geblieben und seit dem Gründungsjahr Tradition.
Nach dem ersten gemeinsam verbrachten Abend war dann manchmal die Sehnsucht nacheinander so groß, dass man einander wiedersehen wollte. Der Treffpunkt dafür war die Brücke über der Kessach, welche dem einen oder anderen sehnsüchtigem Seufzer der Liebenden lauschen musste und somit ihren endgültigen Namen „Seufzerbrücke“ erhielt.
Im JuLa war die Küche untergebracht, in der erfahrene Mütter für das leibliche und auch manchmal seelische Wohl sorgten. Ein Betreuer übernahm den Posten des Fahrers, der zum Einen das Essen von der Küche ins MäLa brachte, aber auch sämtliche anderen Transporte zwischen JuLa und MäLa organisierte. Durch die mehrmals täglichen Fahrten zwischen den Lagern wurde die vorhandene Traktorspur in einen sichtbaren Fahrweg entlang der Kessach verwandelt. Vielleicht haben wir damit sogar die Gemeinde inspiriert, oder sie hat die Idee von alleine bekommen, denn wir hörten von Planungen, einen befestiigten Fahrradweg durch das gesamte Kessachtal zu bauen. Die Idee gefiel uns, da es uns sicher die Transportwege zwischen den Lagern erleichtern würde. Allerdings waren wir dann doch etwas überrascht, als wir 1990 eines Morgens von einer Planierraupe geweckt wurden. Diese fuhr zwei Meter hinter unseren Zelten vorbei und sollte die Vorarbeiten für den Fahrradweg übernehmen. Offensichtlich sollte der Bau während unserer Lagerzeit stattfinden. Der Gedanke, dass unsere Kinder zwischen Baumaschinen spielen sollten, erfüllte uns nicht gerade mit Freude. Glücklicherweise konnten wir noch einen Baustopp bis zum Ende unseres Lagers erwirken.
2003 – 2008
Im Jahr 2003 gab es für das MäLa eine große Veränderung. In den letzten Jahren waren die Anmeldezahlen stetig gewachsen und unser gemütlicher Zeltplatz Richtung Oberkessach allmählich sehr beengt. Außerdem hatte die Gemeinde Oberkessach eine Grillhütte auf der direkt gegenüberliegenden Seite der Kessach gebaut, welche an den Wochenenden oftmals vermietet wurde. Deshalb beschlossen wir, mit dem MäLa ein paar Bachbiegungen weiter Richtung Unterkessach zu ziehen – einige hundert Meter bachabwärts entfernt vom JuLa.
Auch dort gab es eine erfreuliche Veränderung: die Anschaffung unseres großen Gemeinschaftszeltes „Caracho“, das wir bis zum heutigen Tag nutzen. Dieses sollte das bisher genutzte Gemeinschaftszelt „Sahara“ ablösen, welches zukünftig im MäLa stehen sollte um dort die große Zahl Mädchen bei Regen oder in der Mittagshitze komfortabler unterzubringen.
2009 – 2015
Ende 2008 wurde das Kessachtal zum Naturschutzgebiet erklärt. Die Gegend ist so schön, dass diese Entscheidung gerechtfertigt ist. Für uns bedeutete das aber, dass wir nicht sicher sein konnten, ob wir unser Zeltlager weiterhin veranstalten durften. Wir mussten ein Umweltgutachten erstellen lassen, das uns glücklicherweise bescheinigte, dass unser Zeltlager umweltverträglich ist.
Darauf hin bekamen wir vom Landratsamt die offizielle Genehmigung, unser Lager weiterhin durchführen zu dürfen, allerdings unter einigen Auflagen. Vom Eisvogel, der an der Kessach brütet, mussten wir uns fern halten. Dixi-Klo's sollten unsere Donnerbalken ablösen. Außerdem wurden auf beiden Seiten der Kessach zehn Meter Gewässerrand als Überschwemmungsgebiet erklärt. Innerhalb dieses Streifens durften wir nicht mehr zelten, weshalb wir unseren Zeltplatz auf die andere Seite des Fahrradweges – Richtung Wald – verlegten.
All diese Hürden verzögerten unsere Planungsphase im Frühjahr 2009; erst später als sonst konnten wir die Teilnehmer und Eltern informieren, dass das Zeltlager tatsächlich stattfinden würde. Diese lange Ungewissheit und Unsicherheit wirkte sich dann auch auf unsere Anmeldezahlen aus. Etliche Eltern, die darauf angewiesen waren, ihre Planung für die Sommerferien frühzeitig zu treffen, orientierten sich um. Nur etwa 40 Kinder hatten sich angemeldet und davon lediglich 15 Mädchen.
Schon wieder standen wir vor einer ganz neuen Herausforderung.
Ein Mädchenlager mit nur 3 Teilnehmerzelten, die mehre hundert Meter entfernt von den restlichen Zelten einsam im Tal stehen, machte keinen Sinn. Aber was sollten wir tun? Eigentlich gab es nur eine Lösung, und bis zum heutigen Tag sind wir sehr glücklich, dass wir 2009 den Mut hatten, uns zum ersten Mal in der Geschichte des Sommerlagers KjG St. Rupert dazu zu entscheiden, ein Gemeinschaftslager aufzubauen! Dieses neue Modell mit Jungs- und Mädchenzelten auf einer Fläche hat sich seitdem als gut und richtig erwiesen.